Coaching – was bringt das eigentlich?
Der Coaching-Markt hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt und ist immer noch stark in Bewegung. Die Nachfrage nach einer Unterstützung von außen hat sich in Deutschland zu einem vielfach nachgefragten Instrument der Persönlichkeitsentwicklung etabliert. Wunderbar – denn es ist tatsächlich eine zielgerichtete, sehr individuelle Maßnahme, die von immer mehr Menschen sehr geschätzt wird. Zudem bestätigen zahlreiche Analysen die positiven Effekte wie z. B. die Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens, die Förderung der eigenen Selbstregulierung oder die Entwicklung besserer Bewältigungsstrategien, um nur einige zu nennen (Theeboom et al., 2014).
Wie lässt sich der Erfolg eines Coaching messen?
Das Hauptproblem der objektiven Messbarkeit besteht in der Tatsache, dass sich ein Erfolg, der sich durch das Coaching einstellt, eher fühlbar, eher wahrnehmbar ist als tatsächlich messbar.
Wir Menschen neigen dazu, unseren aktuellen Gefühls- oder auch Fitnesszustand als ›normal‹ anzunehmen und können uns in der Regel nicht mehr daran erinnern, wie er sich vor 20 Tagen, zwei Monaten oder gar einem Jahr angefühlt hat. Wir haben zwar ein diffuses Gefühl und – wenn wir sehr achtsam durchs Leben gehen – fällt uns vielleicht auf, dass das Treppensteigen in den vierten Stock uns jetzt leichter fällt, als noch vor zwei Monaten. Nur ist so etwas ja auch immer tagesabhängig. Außerdem sind langfristige Veränderungen für unser Gehirn nicht so gut nachvollziehbar. Unsere Kondition beim Treppensteigen z. B. verbessert sich jeden Tag nur ein klitzekleines bisschen, ist also von dem einen auf den nächsten Tag kaum wahrnehmbar. Erst wenn wir uns wirklich bewusst machen, wie schwer es uns noch vor ein paar Monaten fiel, bekommen wir eine ungefähre Ahnung davon, was unser Körper hier geleistet hat. Oftmals sind es dann eher unsere Mitmenschen, die uns eine Zeit lang nicht gesehen haben, denen plötzlich Veränderungen an uns auffallen.
Somit ist es also recht schwierig positive Veränderungen tatsächlich als solche wahrzunehmen und in einen entsprechenden Kontext zu bringen. Hinzu kommt die Tatsache, dass unser Gehirn eher dazu geneigt ist, seine Aufmerksamkeit auf negative Impulse zu lenken, anstatt die positiven Gegebenheiten wahrzunehmen. Wann nehmen wir z. B. unserem großen Zeh wahr? Ich möchte mal behaupten, so gut wie nie. Es sein denn wir haben uns gestoßen, wir haben einen eingewachsenen Zehennagel oder uns ist eine Kiste auf unseren Fuß gefallen. Dann nämlich schmerzt unser Zeh, also nehmen wir ihn wahr und sind zugegebenermaßen wahrscheinlich sauer, dass der Schmerz schon sehr lange anhält. ›Kann dieser blöde Zeh jetzt mal aufhören weh zu tun!‹, ist wahrscheinlich schon einigen durch den Kopf gegangen, nachdem sie selbst es waren, die unaufmerksam gegen eine Kante gerannt sind. Solange unser Zeh jedoch einfach nur da ist und seine Arbeit machet, indem er dafür sorgt, dass wir unsere Balance halten können, fällt er uns nicht auf. Eigentlich sehr schade.
(Übrigens: Wenn du das ändern willst, komm doch mal in eine meiner Feldenkrais-Stunden. Da erlebst du deinen Körper noch einmal auf eine ganz andere, viel bewusstere Art und Weise. Weitere Informationen dazu findest du hier.)
Der wichtigste Indikator ist die Selbstwahrnehmung
Doch wie können wir nun ganz praktischerweise vorgehen, um unsere Veränderungen wahrzunehmen? Wie können wir das Unsichtbare sichtbar machen?
Zunächst einmal macht es Sinn, dass du bevor wir uns an die gemeinsame Arbeit machen, quasi eine Art Wunschzettel schreibst. Hier geht es darum genau zu klären was du am Ende des Prozesses erreichen möchtest? Ganz wichtig, notiere dir hier alle Punkte, die du dir von der gemeinsamen Zusammenarbeit erwartest so kleinteilig wie möglich. Was meine ich damit? Anstatt dir ›inneren Frieden‹ zu wünschen, was einerseits ein sehr hohes Ziel ist, andererseits ziemlich abstrakt und kaum messbar ist, macht es vielleicht mehr Sinn sich fitter und ausgeschlafener zu fühlen. Was immer du unter innerem Frieden verstehst, versuche es auf kleinere und messbarere Ziele herunter zu brechen. Was können nun also Anzeichen dafür sein, dass du in Frieden mit dir bist?
Hier einige mögliche Beispiele:
Ich nehme mehrmals am Tag (mind. 3 mal) meinen ruhigen, gleichmäßigen Atem wahr.
Ich kann mir mehrmals am Tag eine kleine Weile nehmen, in der ich nichts tue, ohne dass ich mich ›schuldig‹ oder ›faul‹ fühle.
Meine Muskeln sind im Ruhezustand, also wenn ich sitze oder liege überwiegend entspannt.
Schreibe hier alles auf, was Anzeichen für deinen Herzenswunsch sind. Solltest du hierbei Unterstützung brauchen, buche gern einen Einzeltermin bei mir und ich begleite dich Schritt für Schritt auf der Suche nach den richtigen Parametern.
Im nächsten Schritt fertigst du dir zu jedem dieser Punkte eine Skala von eins bis zehn an und füllst aus, wie fit, ausgeschlafen, gesund, beweglich – oder was auch immer – du dich momentan meistens fühlst. Null bedeutet dabei gar nicht und 10 bedeutet vollkommen. Diese Liste mit den verschiedenen Parametern füllst du entweder täglich, wöchentlich oder zwei-wöchentlich aus. Je nachdem wie genau du arbeiten möchtest.
Diese Vorgehensweise beruht zwar nicht auf rein objektiven, messbaren Daten aber du bekommst eine Idee davon in welchen Bereichen dir das Coaching gut tut und was du evt. intensivieren möchtest.
Was kannst du außerdem tun
Als nächstes kannst du eine Liste anlegen mit den Dingen, die du in deinem Leben verändern bzw. angehen möchtest, um einem deiner zuvor festgelegten Wünsche näher zu kommen. Definiere dir hierfür konkrete Handlungsanweisungen, die deinem zuvor festgelegten Wunsch dienen wie z. B. ›Ich möchte mich gesünder ernähren.‹ oder ›Ich möchte mir mehr Zeit für mich nehmen.‹
Dann brich hier noch kleinere Einzelschritte herunter, die dazu dienen, dieses Handlung tatsächlich vorzunehmen. Lege also Schritte fest, die in einem bestimmten Zeitrahmen erfüllt werden sollen. Beispielsweise: ›Ich koche ab November mindestens drei Gerichte pro Woche, die rein vegetarisch sind.‹ oder ›Ich gönne mir ab Januar einen Tag pro Monat, den ich bewusst ohne meine Familie verbringe, um voll aufzutanken.‹ Dann konkretisiere immer weiter: ›Ich suche in der nächsten Woche nach geeigneten vegetarischen Rezepten.‹ oder ›Ich recherchiere am Wochenende nach interessanten Wanderrouten, die ich an meinem familienfreien Tag begehen will.‹
Zusätzlich kannst du dir selbst etwas auferlegen, für den Fall, dass du dein Vorhaben nicht einhältst. Dies kann etwas sein, was du liebend gern umgehst oder auf die lange Bank schiebst, wie z. B. das Aufräumen eines Kellerregals oder das Ausmisten eines Kleiderschubkastens. Triff hier am besten eine Verabredung mit einer Person aus deinem Umfeld. Nach dem Motto, wenn ich nicht spätestens kommenden Monat damit anfange mindestens drei vegetarische Gerichte pro Woche zu kochen, räume ich dir eins deiner Kleiderschubfächer auf. Nun kannst du wählen, ob du lieber für dein Ziel antrittst oder einer Person deiner Wahl einen großen Gefallen tust. So oder so am Ende wirst du etwas getan haben und dies ist immer der erste Schritt zur Veränderung. Also go for it.
Probiere einfach mal aus, was für dich passt und lass mich gern wissen, welche Ziele du in deinem Leben gern umsetzten möchtest und warum? Welche zeitliche Herausforderung hast du für dich gewählt und wie schaffst du es dabei zu bleiben? Ich bin gespannt auf deine Kommentare und freue mich von dir zu hören bzw. zu lesen.