Was ist eigentlich körperorientiertes Coaching?

 

Coaching ist nicht gleich Coaching

Immer mehr Menschen entdecken für sich, dass sie ihre Themen nicht allein mit dem Verstand lösen können, sondern, dass es Sinn macht, den Körper mit ins Boot zu holen, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Denn wenn wir uns unseren Herausforderungen stellen, kommt es ganz schnell zu Enge im Brustkorb, zu dem so genannten Kloß im Hals oder zu Schwere im Bauch. All diese Körperempfindungen geben sehr viel Aufschluss über unseren aktuellen Gemütszustand und – was noch viel wichtiger ist – sie können genau so wie unsere Psyche als Zugang zu unserem inneren Erleben genutzt werden.

In vielen Coaching-Prozessen wird in den meisten Fällen die mentale Verstandesebene bedient und zu Hilfe genommen, um die Herausforderungen zu lösen. Warum das nicht unbedingt immer sinnvoll ist, dazu habe ich folgenden Artikel geschrieben: Warum du nicht all deine Probleme allein mit dem Verstand lösen kannst

Doch hier in diesem Artikel soll es nun darum gehen, was genau du tun kannst und wie dich dein Körper bei diesem Prozess unterstützen oder sogar das ganze beschleunigen kann?

Was bedeutet nun körperorientiertes Coaching?

Das körperorientierte Coaching ist häufig eine Ergänzung zu den üblichen Coaching-Verfahren und dient dem Erleben der eigenen Gefühlswelt auf körperlicher Ebene. Doch es kann so viel mehr. Wenn wir nämlich in dieser besonderen, körperorientierten Arbeit den Körper wirklich ganz genau wahrnehmen und Empfindungen exakt erspüren, kommen wir zum einen in Verbindung mit uns selbst und wir können darüber Kontakt zu unserem Unbewussten herstellen. Dieser Prozess kann uns schlussendlich dabei helfen, unser Nervensystem zu regulieren.

Denn weißt du, was dein Leben am meisten beeinflusst?

Es ist vor allem nichts im Außen. Es ist auch nicht nur deine Gesundheit, nur dein Denken, nur dein Handeln, nur deine Intuition oder nur deine emotionalen Beziehungen.

Nein! Es ist dein Nervensystem! Dieses komplexeste und bestorganisierte System des menschlichen Körpers lenkt deine Körperreaktionen auf die Umwelt und beeinflusst alle oben bereits genannten Dinge plus vieles, vieles mehr, wie z. B. deine innere Balance, dein Immunsystem, deine Präsenz, deine Kreativität, dein Mitgefühl, deine Empathie und und und.

Das ist der Grund, weswegen ich in meinem Coaching so gern körperorientiert arbeite. 

Denn: Körper und Psyche sind eine untrennbare Einheit



Bist du ständig gestresst?
Hat dein innerer Antreiber niemals Pause?
Fällt es dir schwer, runter zu fahren?

Häufig steckt ein dysreguliertes Nervensystem dahinter.
Mache jetzt den Test.


Wie hängt das beim körperorientierten Coaching alles zusammen?

Wir dürfen hier verstehen: Während die Sprache des Verstandes unsere Gedanken sind, spricht der Körper mit Hilfe unserer Empfindungen. Beide – Gedanken und Empfindungen – sind zwar neuronal miteinander verknüpft, doch während der Verstand sich täuschen lassen kann oder sogar selbst täuscht, ist das für den Körper so nicht möglich. 

Du kennst das wahrscheinlich, wenn du vor etwas Angst hast, wie z.B. einer bevorstehenden Präsentation oder einem großen Hund. Dein Verstand  mag vielleicht beruhigend auf dich einwirken und will dir erzählen, dass das jetzt alles gar nicht so schlimm ist, doch dein Körper spricht eine andere Sprache. In deinem Bauch schwirren tausende von Hummeln, du atmest schneller und bekommst dabei scheinbar dennoch nicht genügend Luft, die Muskeln in deinem Körper spannen sich an und dein Hände sind schweißig. In dir wird die biochemische Reaktionskette des sympathischen Überlebensmodus automatisch abgespielt. Wenn du wissen willst, was das ganz konkret bedeutet, kannst du das hier nachlesen: Sympathikus und Parasympathikus – Die Schlüsselregulatoren unseres Nervensystems verstehen

Kurz zusammen gefasst: Unser autonomes Nervensystem ist also in höchstem Maße aktiviert, ja regelrecht alarmiert. Wenn wir einer wirklichen Gefahr ausgesetzt sind, wie schon dem viel zitierten Säbelzahntiger vor etlichen Jahrtausenden, hat diese körperliche Reaktion absolut Sinn. Denn unser Nervensystem versucht über die oben beschriebenen Anzeichen unser Überleben zu sichern. Jetzt müssen wir nicht erst die letzte Nahrung richtig verdauen, wir brauchen in diesen Momenten unser Blut weniger im Gehirn als in unseren Muskeln. Auf diese Weise steigern wir die  Leistungsfähigkeit beim Laufen. Unser Körper produziert nun übel riechenden Schweiß, damit der Tiger, falls er einen doch erwischt, von uns ablässt und sich lieber nach einem leckereren Schmaus umschaut.

In unserer heutigen Zeit entspricht der Säbelzahntiger vielmehr einem anspruchsvollen Chef, der uns unter Druck setzt oder wir treffen auf einen cholerischen Autofahrer, der uns beschimpft oder – ganz banal – wir haben es mit einem streikenden Drucker zu tun. 

Was macht nun diese permanente Anspannung mit unserem Körper? 

Interessanterweise sind die körperlichen Reaktionen, die unser System in diesen Situationen zeigt, dieselben, als würde uns der Säbelzahntiger gegenüber stehen. Unser Nervensystem unterscheidet nicht zwischen Tiger und hupendem Autofahrer. Es fährt hoch und will unser Leben retten. 

Das Fatale daran ist nun, dass wir einer solch stressigen Situation nicht nur einmal in drei Wochen ausgesetzt sind, sondern zumeist täglich, wenn nicht sogar mehrmals täglich. Unser Leben beginnt meist morgens schon mit Hektik und Sorge und ist dann tagsüber voll von Druck, Zeitnot, zu lauten Geräuschen und überhaupt zu vielen Eindrücken

Das überfordert uns dauerhaft und führt zu überspannten Handlungen. Wir können nicht mehr klar und logisch denken, werden fahrig oder reagieren ungehalten. Unsere Verdauung funktioniert nicht mehr optimal, da unser Blut ja eher in den Muskeln gebraucht wird. 

Zusätzlich arbeiten wir diese Anspannung auch nicht mehr körperlich ab, so wie wir das zu Zeiten des Tigers durch Flucht oder Kampf getan hätten. Denn wir bewegen uns zusätzlich noch viel zu wenig. So kommt es, dass wir abends immer schwerer abschalten können und nicht in den so wichtigen erholsamen Schlaf gleiten, weil unser Nervensystem immer noch auf Alarm gepolt ist.

Wie kann körperorientiertes Coaching hier helfen?

Indem wir uns diese automatisierten Programme des Nervensystems zunutze machen und sie umkehren. Wir beruhigen es also wieder. Wir kommen wieder ins Spüren und fühlen dort hinein, wo gerade so richtig die Post abgeht. Denn unser Körper lügt nie – das kann er gar nicht im Gegensatz zu unserem Verstand. Unser Verstand ist in der Lage uns selbst zu sabotieren, indem er die Geschichte quasi im Kopf umschreibt, damit sie in unser Identitätsbild passt. Unser Körper jedoch spiegelt in jeder Zelle, in jedem Muskel unsere emotionale Lebensgeschichte und unser unbewusstes Erfahrungsgedächtnis wider. 

Wenn wir hier uns hier verwehren, dass Gefühle und Empfindungen nicht fließen, nicht gefühlt und nicht verarbeitet werden dürfen, entstehen Blockaden auf allen Ebenen. Das kann sich zum einen in chronischen Verspannungen, Schmerzen, ja sogar Krankheiten äußern, zum anderen kann es jedoch auch in Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich äußern. Wir sehen in jeder Äußerung den Angriff und reagieren dementsprechend. Wir zweifeln uns oder unser Gegenüber an und und und.

Hier braucht es meiner Meinung nach neben der mentalen Auseinandersetzung den Zugang auf körperlicher Ebene, um einen schnellen und effektiven Zugang zu unserem Unbewussten zu erlangen und das Problem nicht nur zu reframen, sondern tatsächlich auf körperlicher Ebene zu transformieren. Denn all unser Erleben wird ja auch genau hier – in unserem Körper gespeichert.

Im körperorientierten Coaching werden also unterdrückte Gefühle, Stress, Spannungen und innere Widerstände aufgedeckt, um sie dann mit gezielten Übungen zu verarbeiten und zu transformieren. Auf diese Weise hilft uns unser Körper hier wieder eine Ordnung und Klarheit in uns herzustellen, die sich ebenso auf unsere unbewussten Denk- und Verhaltensmuster auswirkt.

So kannst du deinen Körper zusätzlich unterstützen

Höre auf deinen Atem

Beruhigende Atemübungen, in denen du dich voll und ganz darauf konzentrierst, ganz tief in deinen Bauch zu atmen, so dass sich dein Zwerchfell beim Einatmen ausdehnt, helfen dir  dabei dein System runter zu fahren.

Die große Wirkung der Meditation

Die Meditation ist ein wunderbares Mittel, um deinen Körper und Geist zur Ruhe zu bringen. Allein schon, wenn du entscheidest dich zur Meditation hinzusetzen, hast du bereits einen wesentlichen Schritt zur Regulation deines Nervensystems gemacht. Denn allein dieses Sitzen, die Absicht, Gedanken und Gefühle für einen Moment sein zu lassen, ist so unendlich kostbar in unserer heutigen Zeit. Über die Meditation schaffst du Pausen für dein Nervensystem und das verändert bereits seine Reizverarbeitung.

Erdung durch eine wohltuende Fußmassage

Wenn du nicht nur deinem Nervensystem, sondern auch deinen Füßen etwas Gutes tun möchtest, dann gib dir selbst eine entspannende Fußmassage. Wärme dir hierfür ein Öl deiner Wahl (Sesamöl eignet sich bei mir am besten, um runter zu fahren) mindestens auf Körpertemperatur an und verteile es großzügig auf deine Füße. Massiere das Öl in kreisenden Bewegungen sanft ein. Du kannst dir zu diesem Thema auch gern meinen Blogartikel »Wie die Belebung deiner Füße Verspannungen im Rücken, Becken & Nacken lösen kann« anhören. Dort gibt es eine Audiosequenz, die mit einer wohltuenden Fußmassage beginnt. 

Körperwahrnehmung schulen

Mache die Wahrnehmung deines Körpers zu deiner täglichen Praxis. Hier kannst du beispielsweise versuchen, alle Teile deines Körpers nacheinander schwer werden zu lassen. Du gibst also das Gewicht deiner einzelnen Körperteile bei jeder Ausatmung an den Boden ab. Auf diese Weise fließt auch nach und nach die Anspannung deines Körper ab, bis du sie vollständig loslassen kannst. 

Einen kleinen Einblick in diese wundervollen Techniken biete ich in meiner wöchentlichen Nervensystem Practice.

In diesen Sessions widmest du dich deinem Körperraum. Du erforschst und untersuchst ihn im wahrsten Sinne des Wortes. Durch die Betrachtung und Belebung kannst du eingefahrene Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten hinterfragen, um daraufhin neue Alternativen kennen zu lernen und entsprechende Freiheiten zu gewinnen. 

Auf diese Weise kannst du nicht nur die Verspannungen in deinem Körper auflösen, sondern wirst langfristig auch Veränderungen in deinem Denken und Handeln spüren – du reorganisierst also dein gesamtes System. Ich freue mich dich dort zu sehen

Du möchtest dich weiter bewegen und tiefer einsteigen?

Dann buche dir hier deine Schnupperstunde 

 

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