Wie läuft das mit der Selbstfürsorge? oder: Warum wir die Bedürfnisse anderer so wichtig nehmen?
Kennst du das? Dein Kind braucht Hilfe bei den Hausaufgaben, dein Partner deine Unterstützung für einen Vortrag und deine Freundin sucht Rat bei dir, weil sie Liebeskummer hat? Du bist für alle da und am Ende des Tages stellst du fest, dass du einfach nur noch kaputt und fertig bist.
Bist du ein People Pleaser?
Geht es dir erst dann gut, wenn alle um dich herum zufrieden sind?
Prüfe mal den aktuellen Zustand deines Nervensystems.
Mache jetzt den Test!
Deine Akkus sind alle – Zeit für echte Selbstfürsorge!
Du hast zwar mal wieder mal den ganzen Laden gerockt und alle sind froh und glücklich, dich an ihrer Seite zu wissen, doch du bist völlig ausgepowert und du hast dich mal wieder nicht um dich gekümmert. Dein Yogakurs durfte ohne dich stattfinden und für die heiße Badewanne ist es inzwischen auch zu spät … denn schließlich dreht sich das Rad weiter und morgen geht es wieder von vorn los.
In unserem oft hektischen Alltag vernachlässigen viele von uns die Selbstfürsorge. Dabei ist sie so wichtig, denn das ist nicht nur eine Praxis, die unser Wohlbefinden fördert, sondern auch unsere Belastbarkeit stärkt. Auf diese Weise ist sie essentiell nötig, damit wir Stresssituationen besser meistern können. Doch was bedeutet Selbstfürsorge eigentlich und wie können wir sie gezielt in unseren Alltag integrieren?
Selbstfürsorge umfasst alles, was wir aktiv tun, um unser körperliches, emotionales und mentales Wohlbefinden zu fördern. Sie beginnt bei kleinen Routinen im Alltag und reicht bis hin zu Strategien, die uns helfen, achtsamer mit uns selbst umzugehen.
Selbstfürsorge: Warum nehmen wir uns selbst einfach nicht ernst genug?
Doch warum stellen wir die Bedürfnisse anderer so in den Vordergrund und nehmen uns selbst so zurück? Und was hat das ganze nun schon wieder mit unserem Nervensystem zu tun?
Hinter diesem Verhalten steht eine Urangst, die stark mit unserem Nervensystem verknüpft ist. Und ehe dein Verstand hier überhaupt reagieren kann, hat dein Nervensystem bereits übernommen, ohne dass du das bewusst steuern kannst. Wenn du wissen willst, warum das genau so ist, dann lies gern meinen Artikel dazu »Warum du nicht alle deine Probleme mit dem Verstand lösen kannst.«
Selbstfürsorge: Warum Zugehörigkeit überlebenswichtig ist?
Doch lass uns nun zum eigentlichen Problem kommen, nämlich der besagten Urangst. Wenn wir uns vorstellen, wir leben in der Steinzeit und sind Teil einer Gemeinschaft, die von Höhle zu Höhle zieht. Immer auf der Suche nach neuer Nahrung und einem geeigneten Platz zum schlafen, in der jeder eine besondere Aufgabe übernimmt. Während der eine nach Tieren jagt, sammelt der nächste Beeren und Früchte und wieder der nächste sorgt sich um das Feuer oder die Schlafstellen.
Alle kümmern sich in irgendeiner Weise um das Wohlergehen der gesamten Gruppe, denn nur so hat die Gruppe die größten Überlebenschancen. Zum einen, um genug Wasser und andere Nahrungsvorräte zu finden, um kranke Mitglieder zu pflegen oder die Gruppe in der Nacht vor wilden Tieren zu beschützen. Wie groß war wohl die Wahrscheinlichkeit zu überleben, wenn wir nicht Teil einer solchen Gemeinschaft waren.
Sehr gering.
Dieses Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit tragen wir noch heute in uns. Es ist eins von drei Möglichkeiten, wie dein Nervensystem versucht, dein Überleben zu sichern – nämlich über den Ausbau deiner Fähigkeit, soziale Kontakte eingehen zu können. Diese Fähigkeit ist essentiell, um in der freien Wildnis zu überleben.
Deshalb ist dieses Zugehörigkeitsgefühl eine der wesentlich Grundzutaten für ein glückliches und zufriedenes Leben – auch heute noch. Die Angst aus eben solch einer Gruppe ausgestoßen zu werden, sitzt tief und ist enorm hoch, weshalb wir versuchen die Bedürfnisse unserer Mitmenschen wahrzunehmen und eben auch zu erfüllen. Gegebenenfalls werden eigene Bedürfnisse hinten angestellt oder unterdrückt, um der Gefahr auszuweichen, aus unserem Tribe ausgeschlossen zu werden. Diese Ur-Angst sitzt tief in uns drin und führt dazu, dass unser Nervensystem sehr schnell gestresst ist wenn wir diesem Prioritätsanspruch nicht Folge leisten.
Wie kannst du nun dennoch für dich einstehen und was hat das mit Selbstfürsorge zu tun?
Indem du beginnst deine Bedürfnisse überhaupt erst einmal zu erkennen und anzunehmen und zwar ohne dich zu bewerten und vor allem abzuwerten. Zum anderen, indem du dein Nervensystem unterstützt. Es stabilisierst, es regulierst und dafür sorgst, das es sich sicher fühlt.
Das ganze nennt sich Selbstfürsorge und ist nicht nur ein Zeichen dafür, dass wir uns selbst wertschätzen. Selbstfürsorge hilft uns auch dabei, ein ausgeglichenes Leben zu führen und mental gesünder zu sein. Gerade in stressigen Phasen neigen wir nämlich sehr schnell dazu, uns selbst zu vernachlässigen, doch genau dann brauchen wir Selbstfürsorge am meisten. Nicht umsonst lautet ein altes Zen-Sprichwort:
»Meditiere jeden Tag 20 Minuten.
Es sei denn, du hast keine Zeit dafür, dann meditiere eine Stunde.«
Und das kannst du auf alles anwenden. Nicht jedem liegt es, zu meditieren. Wichtig bei dem Thema Selbstfürsorge ist, dass du etwas findest, was dich wirklich stärkt und deine Akkus wieder auflädt. Auf diese Weise hilfst du deinem Nervensystem wieder in Balance zu kommen. Wenn wir regelmäßig in uns investieren, wird unser System stabiler, und dadurch sind wir weniger anfällig für Stress und Überforderung.
Selbstfürsorge ist also kein Luxus, sondern eine lebenswichtige Fähigkeit, die wir alle entwickeln können. Indem du dir Zeit für dich selbst nimmst und auf deine Bedürfnisse achtest, stärkst du nicht nur dein Wohlbefinden, sondern schaffst auch eine stabile Grundlage für all deine täglichen Herausforderungen. Und gerade, wenn du es gewohnt bist, deine Kraftreserven oft an ihre Grenzen zu bringen, ist Selbstfürsorge nicht mehr nur eine Option, sondern eine wirklich wichtige Notwendigkeit.
Ohne sie geraten wir sonst in einen Zustand der Dysregulation, in dem wir auf äußere Anforderungen nur noch reaktiv statt kreativ und lösungsorientiert antworten können.
4 Schritte zur Stärkung der Selbstfürsorge
Hier sind einige Schritte, die du sofort anwenden kannst, um Selbstfürsorge aktiv zu leben:
Achtsamkeit im Alltag einbauen: Nimm dir bewusst kleine Pausen über den Tag verteilt. Selbst kurze Atemübungen oder ein achtsames Innehalten helfen dir, präsent zu bleiben und dich nicht in Stressspiralen zu verlieren.
Gesunde Grenzen setzen: Ein zentraler Aspekt von Selbstfürsorge ist es, »Nein« zu sagen, wenn die Anforderungen zu viel werden. Erlaube dir, deine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen und setze klare Grenzen.
Bewegung und Entspannung: Körperliche Aktivität und gezielte Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditationsübungen fördern nicht nur dein körperliches Wohlbefinden, sondern helfen dir auch dabei, innere Ruhe zu finden.
Positive Selbstgespräche: Ermutige dich selbst und sprich gut über dich selbst. Diese einfachen Selbstgespräche fördern den Selbstwert und sind oft ein wertvoller Bestandteil der Selbstfürsorge.
Unterstützung für deine Selbstfürsorge-Praxis
Um deine Selbstfürsorge-Routine zu stärken, kannst du auf gezielte Methoden zurückgreifen. Hier bieten sich meine beiden Kompaktkurse an:
»Stress-Exit: Dein Weg aus dem Hamsterrad«: Dieser Kurs hilft dir, Stress abzubauen und nachhaltige Entspannung zu finden. Ein erster Schritt, um dein Nervensystem zu stabilisieren und dich aus dem Stressmodus zu befreien.
»Raus aus dem Funktionsmodus, rein ins Leben«: Falls du dich oft erschöpft fühlst oder Schwierigkeiten hast, dich zu motivieren, ist dieser Kurs ideal für dich. Er bringt dich wieder in Verbindung mit deinem inneren Selbst und schafft Raum für mehr Lebensfreude.
Durch diese Kurse kannst du Schritt für Schritt lernen, wie du Selbstfürsorge in deinen Alltag integrierst und so langfristig mehr innere Balance finden.
Teile diesen Artikel mit Freunden, Bekannten oder in sozialen Netzwerken, die vielleicht auch Unterstützung brauchen, um ihr Nervensystem zu regulieren. Gemeinsam können wir Wege finden, um den ständigen Stress zu überwinden und zu mehr innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zu gelangen.
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